Ampelphase 7 Vitra Showroom, Frankfurt

Sehnsucht

Ein Raumobjekt
Wie nähert man sich dem Begriff Sehnsucht, dem Motto der 7. Ampelphase?
Wir haben unsere Fragen als Architekten, die wir nun einmal sind, räumlich bearbeitet und zuerst die Entwurfsparameter bestimmt: gegeben waren der Showroom von Vitra, unser zugewiesener Bereich vor dem Schaufenster, die noch entstehenden Objekte der Kollegen und der selbstgewählte Sehnsuchtsbegriff. Da uns Sehnsucht zu abstrakt erschien, haben wir Begriffe gesucht, die mit Sehnsucht und Architektur zu tun haben, die man also räumlich bearbeiten kann.
Aussicht und Geborgenheit sind Begriffe, die wir grundsätzlich mit Architektur und Sehnsucht verbinden und räumlich übersetzt haben. In der einfachen Geometrie der Treppe haben wir eine Form gefunden, die beides räumlich beinhaltet: die Stufen der Treppe führen zur Aussicht, der Raum unter den Stufen bietet Schutz und Geborgenheit. Das Material und dessen Fügung spielt bei diesem Objekt eine wichtige Rolle. Auch die Sinne sollen angeregt werden: riechen, fühlen, hören. Durch die Verwendung von Holz und die Anwendung eines einfaches Konstruktionsprinzip, der Zangenkonstruktion, wird unsere grundlegende Sehnsucht als Architekten nach einem "ehrlichen" Material und dessen "verständlicher" Bearbeitung erfüllt.


Eine Rauminstallation
Gleichzeitig haben wir mit allen Kollegen diskutiert, wie man die Objekte in den Schaufenstern am besten in Szene setzt, um einerseits die Aufmerksamkeit der eine Ampelphase lang wartenden Autofahrer zu erlangen, aber auch anderseits die Objekte im Innern richtig zu inszenieren. Wir waren uns einig, dass ein gemeinsamer Hintergrund die Lösung wäre, die von beiden Seiten wirkt, von außen und von innen.
Über den Begriff Sehnsucht und deren Interpretation in der "Deutschen Romantik", in der die Landschaft eine wichtige Rolle spielt, reifte die Vorstellung, die Objekte in eine romantische Landschaft zu betten, mit Wiesen, Lichtungen und Wäldern. Der Wille war, dem ganzen Raum eine natürliche Atmosphäre zu geben, ohne dabei zu naturalistisch zu werden. Das räumlich bestimmende Element der Idee ist der einzelne Baumstamm im Wald, der dicht nebeneinander oder weit voneinander "gewachsen", unterschiedliche Räume bildet. Unser Baumstamm ist angelehnt an den Stamm einer Birke. Er besteht aus einem Stück weißem Stoff, das mit schwarzen Elementen bedruckt ist. Die einzelnen Stoffstreifen sind an der Decke befestigt und hängen einmal dicht nebeneinander, einmal weit voneinander, ganz auf die räumliche Situation und auf die Objekte abgestimmt. Aus der Distanz, von außen, entsteht aus der Rauminstallation das ungewöhnliche Bild eines Birkenwalds in einem Innenraum, in den die einzelnen Objekte eingebettet sind. Im Innern wird bei näherer Betrachtung der Wald wieder zu einzelnen Stämmen, die Rinde des Stamms zum Stück Stoff und die schwarzen Elemente auf dem weißen Stoff nehmen immer konkretere Formen an, bis man Sie als Schwarzpläne von Häusern erkennt. Wenn man die einzelnen Schwarzpläne studiert identifiziert man berühmte Gebäude, unsere persönliche "Sehnsuchtsarchitekturen", wie die Villa Malaparte auf Capri oder Gebäude von Kahn, Mies van der Rohe und Aalto.

Art

Ausstellungsbeitrag, 2015

Ort

Vitra Workspace, Gutleutstraße 85, Frankfurt

Bauherr

Vitra GmbH

Projektleitung

H. Baurmann | M. Dürr

Bearbeiter

A. Chang | J. Hakenjos

Realisierung

2015

Publikationen

Baunetzwoche #424, 24.08.2015

Stylepark Magazin, 20.09.2015

AEX architecture-exhibitions.com, 17.9.2015 - 7.10.2015

smow.com, 09.2015

architekturzeitung.com, 24.08.2015

frei04-publizistik.de, 21.09.2015 - 27.09.2015