Pflegeheim Konradshaus, Offenburg

Das zu bebauende Grundstück liegt am Rand der Stadt, in Richtung Norden am Übergang zu einem Einfamilienhausgebiet, in Richtung Süden am Übergang zu den auslaufenden Stadtstrukturen. Im Westen grenzen ein großer Parkplatz und die Außenanlagen eines Betreuten Wohnens an das Grundstück, im Osten ein kleiner Fußweg mit dem Zugang zu einem Kindergarten. Wir sehen unsere Entwurfsaufgabe darin, in dieses heterogene Umfeld eine Bebauung zu integrieren, die die losen Enden der Umgebung aufnimmt und klare Zuordnungen schafft.

Um die das neue Konradhaus in die bestehende doch eher kleinteilige Baustruktur einzupassen, haben wir die große Baumasse in zwei Hauptbaukörper aufgeteilt, die sich mit ihrer Größe und den Satteldächern so gut wie möglich der umgebenden Körnung und Bauform annähern. Dabei zeigen die Schmalseiten zur Straße. Ein zweigeschossiger Baukörper, der das Foyer und die Gemeinschaftsräume aufnimmt, vermittelt zwischen dem eingeschossigen Kindergarten und den beiden Hauptbaukörpern.

Der Hauptzugang orientiert sich klar zur Stadt. Dabei wird das erste lose Ende der etwas zurückliegende Eingang des Kindergartens, aufgenommen. Zusammen mit dem Zugang zum Konradhaus entsteht ein gemeinsamer Eingangsplatz, der auch den vom Waldbach kommenden Fußweg aufnimmt.

Im Westen wird der große Parkplatz aufgelöst. Die Besucherstellplätze werden straßenbegleitend am Feuerbach zwischen den Bäumen integriert, die Personalstellplätze am Waldbach platziert. Somit entsteht ein großer parkartiger Grünraum zwischen dem Betreuten Wohnen und dem Konradhaus, der von beiden Einrichtungen gut genutzt werden kann. Das zweite lose Ende ist damit aufgenommen.

Das dritte lose Ende ist die Ver- und Entsorgung des Betreuten Wohnens. Durch den Aufbau eines gemeinsamen Anlieferhofs in unmittelbarer Nähe des alten Müllstandorts am Waldbach kann auch die bisher problematische Anlieferung gelöst werden.

Durch diese klare Zuordnung der Außenräume von öffentlich, halböffentlich und privat kann die bisher sehr diffuse städtebauliche Situation geklärt werden.

Auch das innenräumliche Konzept basiert auf dieser klaren Zuordnung und kann damit erheblich das Konzept der Pflege, Mobilisation durch Beteiligung, unterstützen. Im Grunde ist die Pflegeeinheit wie eine Wohnung organisiert. Es gibt einen Eingangsbereich mit Sitzbank. Über die offene Küche gelangt man zum Wohn-Essraum, der sich Richtung Garten bzw. Balkon öffnet. Die Zimmer liegen über einen Flur erreichbar etwas separiert. Die notwendigen Räume für die Ver- und Entsorgung liegen ähnlich der Bäder einer Wohnung weiter weg von Küche und Wohnraum und sind den Zimmern zugeordnet. Das Zentrum dieser „Wohngemeinschaft" ist die Küche mit seinem freistehenden „Küchentresen". Daran sitzend oder stehend können die Mitbewohner sich an allen Arbeiten des täglichen Lebens beteiligen. Kleine Loggien am Ender der beiden Zimmerflure ermöglichen auch einen Rückzug von den Gemeinschaftsräumen.

Das Foyer, die Verwaltung und die Gemeinschaftsräume sind in einem zweigeschossigen Baukörper untergebracht, der zusammen mit den beiden Hauptbaukörpern einen kleinen Innenhof bildet. Zu diesem Innenhof orientiert sich auch der große Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Er kann durch die Lage auch gut als eher introvertierter Kirchsaal genutzt werden. Im Obergeschoss befinden sich der Frisör und die Fußpflege gut angebunden direkt neben dem Haupttreppenhaus mit Aufzug. Etwas weiter zurück liegt im selben Geschoss die Verwaltung.

Richtung Garten zeigen die verputzten regelmäßig befensterten Längsfassaden der beiden Hauptbaukörper. Zur Straße öffnen sich die Schmalseiten mit ihren großen Loggien. Der zweigeschossige Zugangsbau mit seinen ruhigen quadratischen Öffnungen und dem eingezogenen geschützten Eingang verbindet die beiden Hauptbaukörper.

Art

Mehrfachbeauftragung, 2022

Ort

Offenburg

Auslober

Vinzentiushaus Offenburg I Stadt Offenburg

Bearbeiter

M. Dürr | H. Baurmann | M. Dürrwächter | T. Marins-Müller | E. Schmitt | J. Hakenjos

Modellbau

W. Eichenlaub

Platzierung

1. Preis

Publikationen

Offenburger Tageblatt 07.07.2022