Städtebau
Der Entwurf für das Quartier W 1.1 in der Heidelberger Bahnstadt folgt den engen Vorgaben der bereits fertiggestellten Stadtbausteine. Platzseitig bildet ein klar gegliederter, fünfgeschossiger Riegel den Auftakt, dessen Fassade sich, den flexiblen Grundrissen der einzelnen Geschosswohnungen folgend, in einer stehenden Rasterstruktur um den Baukörper wickelt. Großzügige Loggien in alle Himmelsrichtungen betonen die Lagegunst und fungieren durch die Einbindung hinter der Fassade als „grüne Zimmer". Durch die ökonomische Erschließung und die Ausbildung der Wohneinheiten als Vierspänner benötigt der Riegel nur zwei Treppenhäuser. Die Erdgeschosse sind um 80 cm aufgesockelt, was in Verbindung mit den personalisierten Gartenanteilen und einem dicht bepflanzten Hochbeet zum Platz hin ein Höchstmaß an Individualität und Privatheit garantiert.
Die beiden Stirngebäude verfügen ebenfalls über in der Gebäudemitte situierte, längs ausgerichtete Treppenhäuser, die über Oberlichter erhellt werden. Dadurch kann die gesamte Fassade der Baukörper allseitig der Belichtung der Wohnungen zugewiesen werden. Es handelt sich hierbei um Vierspänner, die Gärten sind zur Quartiersmitte hin ausgerichtet. Diese besticht durch eine einfache Gestaltung mittels quartierstypischer Bepflanzung in Form von hohen Gräsern, die die Fahrrad- und Spielgeräte-Plätze sowie die Mietergärten umgrenzen. Die Mitte ist zudem durch einen großen Sandspielkasten besetzt. Das gesamte Spielareal wird als ruhiger Ort aufgefasst, der primär nicht der Durchwegung dient.
Die Kopfbauten zur Promenade hin verfügen über Penthäuser und nehmen das Fassadenthema der vorigen Bauten auf. Allerdings öffnen sich die Fassaden zum Feldrand hin teilweise über zwei Geschosse. Dahinter liegen große Loggien- und Terrassenflächen, die der besonderen Lage Rechnung tragen. Als klassische Zweispänner strukturiert, haben die Wohnungen durchgehend eine dreiseitige Belichtung. Vier der insgesamt 14 Wohnungen haben einen zweigeschossigen Wohnraum mit Galerie. Die kompakte, passivhaus-taugliche Form wird im Staffelgeschoss zugunsten einer bewegteren Kubatur mit weit auskragenden Luftbalken verlassen.
Konstruktion
Die Konstruktion einer parallel zur Fassade gelegenen Tragschicht bringt eine große Flexibilität in der Einteilung der Wohnungsgrößen mit sich und lässt eine äußerst wirtschaftliche Erstellung zu. Die Deckenspannweiten liegen um fünf Meter, Stürze können entfallen; die Loggien liegen übereinander und können von der gedämmten Konstruktion problemlos getrennt werden.
Die Fassaden sind klar in offene und geschlossene Felder gegliedert. Die Deckenplatten zeichnen sich ab und laufen wie Bänder um die einzelnen Baukörper. Dazwischen stehen schmale Wandscheiben, die die Vertikale betonen und den tektonischen Gesamteindruck prägen. Mit Klinker verkleidet, tragen Sie zu jener Massivität bei, die der Bebauung einen eher städtischen Charakter verleiht. Im Bereich der Loggien lösen sich diese Wandscheiben in einen reizvollen „Klinkervorhang" auf. Auf Abstand gemauerte Klinkersteine bilden eine Art Filter vor dem privaten Freiraum und lockern damit die ansonsten streng gerasterte Fassade auf. Geschosshohe Fenster mit vorgesetzten Geländern geben den Innenräumen eine luftige Großzügigkeit.
Lüftungskonzept
Das Lüftungskonzept sieht dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung vor, die direkt in die Außenwand eingebaut werden. Für Wohnungsgrößen bis ca. 120 qm werden 3 bis 6 Geräte benötigt, für größere entsprechend mehr. Der Vorteil einer dezentralen Lüftung besteht darin, dass keine Lüftungsrohre in der Decke benötigt werden und die Stärke der Decken nur nach den statischen Erfordernissen bemessen werden kann. Zudem fällt die Aufstellung eines zentralen Lüftungsgerätes weg, wodurch sich die Wohnfläche würde um etwa 55 qm erhöhen würde. Diese zusätzliche Fläche wurde, wie in der Auslobung beschrieben, zunächst nicht in der Wohnflächenberechnung berücksichtigt.
Die Funktionsweise ist einfach: „Verbrauchte, warme Luft wird aus den Wohnräumen abgesaugt und gefiltert dem Wärmeüberträger zugeführt. Nach einer vordefinierten Zeit ändert der Lüfter die Drehrichtung und übergibt die gespeicherte Energie aus der Abluft an die über den Wärmetauscher zugeführte Frischluft (Zuluft). Dabei werden die Wechselintervalle so gesteuert, dass die Zuluft auch bei extrem niedrigen Außentemeraturen noch nahezu auf Raumtemperaturniveau eingebracht wird. Nachdem der Speicher seine Wärme abgegeben hat, schaltet der Wechselzyklus nach einer gewissen Zeit wieder auf Abluftbetrieb und der Kreislauf wiederholt sich erneut." (Quelle Ventomaxx)
Die Zu- bzw. Abluft wird über eine schmale Öffnung, die nahezu unsichtbar in der Fensterleibung sitzt, angesaugt bzw. ausgeblasen. Auf der Innenwand sitzt eine weiße Abdeckung in der Größe eines DIN A4 Blattes. Eine gesonderte Abluft ist nicht notwendig. Die innenliegenden Räume werden über normale Einzelraumlüfter mit Wärmerückgewinnung entlüftet, die mit den oben beschriebenen Geräten vernetzt sind.
Dieses Lüftungskonzept ist eine wirtschaftliche Alternative zu der in der Auslobung beschriebenen Variante.