Um drei verschiedene Standorte mit einem Gebäudetyp zu besetzen, bedarf es einer baulichen Grundform, die zum einen sich selbst genügt, im Sinne einer optimalen räumlichen Organisation, und zum anderen durch ihre Stellung auf dem Grundstück der städtebaulichen Situation gerecht wird. Mit dem Winkelbaukörper haben wir einen Typ gefunden, der diese beiden Aufgaben auf allen drei Grundstücken erfüllen kann. Er besteht aus einem Kopfbau und einen Riegel mit einem zwischengeschalteten Erschließungselement. Der Kopfbau gewichtet das Grundstück, steht nah an die Straße und markiert den Eingang. Der Riegel rückt stattdessen von der Straße ab. Dadurch entsteht ein klar definierter und geschützter Bereich, der wichtig ist für das sichere Ankommen und Abholen der Kinder.
Zum Garten stehen die beiden Gebäudeteile in einer Flucht und bilden einen ruhigen Rücken. Die Länge wird durch die dazwischenliegende Erschließungsfuge unterbrochen. So bleiben die beiden Gebäudeteile auch zum Garten hin erkennbar und strukturieren die Fassade.
Um eine wirtschaftliche Erstellung zu gewährleisten setzen wir bei unserem Konzept weniger auf eine baulich-konstruktive, als vielmehr auf eine planerisch-räumliche Modulbildung. Das bedeutet, dass wir funktional zusammengehörige Räume zu Gebäudemodulen zusammenfassen und diese dann aneinanderfügen. Wir unterscheiden vier Module:
das Kopfmodul:
Der zweigeschossige Kopfbau nimmt die übergeordneten Räume auf. Im EG liegt der Mehrzweckraum mit seinen Nebenräumen und der Kinderwagenraum, im OG liegen die Personalräume, Lagerräume und Hauswirtschaftsräume.
das Erschließungsmodul:
Die Haupterschließung liegt zwischen dem Kopfbau und den Gruppenmodulen. Sie besteht aus dem Foyer, das sich auf zwei Etagen verteilt und über eine offene einläufige Treppe verbunden ist.
das Gruppenmodul:
Es besteht aus einem Gruppen- und einem Fachraum incl. Schlafraum, Garderobe, WC's und Erschließungsfläche. Da wir von einer zweigeschossigen Bebauung ausgehen, wird diese Raumeinheit gestapelt. Dabei springt der Erschließungsflur im OG nach außen und die Schlafräume und die WC's rücken direkt an die Gruppen- bzw. Fachräume. Belichtet und belüftet werden sie durch Oberlichter. Das Verspringen des Flurs hat mehrere Gründe. Zum einen ergibt sich eine Varianz im Grundriss zum andern in der Nutzung. Die Spielflure im EG und OG bekommen unterschiedliche räumliche Qualitäten. Die WC´s und Schlafräume können auch direkt von den Gruppenräumen erschlossen werden. Darüber hinaus haben dadurch auch die Schlafräume zwei Fluchtwege, einen über den Spielflur und einen über die Bypass-Lösung.
das Endmodul:
Am Schluss der aneinandergefügten Gruppenmodule sitzt das Endmodul. Darin liegen die Fluchttreppe, die Werkstatt im OG und der Technik- und der Hausmeisterraum im EG.
So können bei gleicher Nutzung unterschiedliche große Gebäudeeinheiten entstehen wie die geforderten 4-, 5- oder 6 -gruppigen Kindertagesstätten. Dabei liegt die Wirtschaftlichkeit in der Wiederholung bei Planung, Produktion und Erstellung.
Für eine zügige Erstellung basiert die Planung auf einer Holzkonstruktion. Dabei sollen tragende Brettsperrholzwände und Brettsperrholzdecken verwendet werden. Sie können mit optisch (holzsichtig) und technisch (Raumakustik) fertigen Oberflächen in der Werkstatt vorfabriziert werden. Dabei können schon Teile der technischen Installationen integriert werden. In nur wenigen Wochen werden dann die vorgefertigten Teile auf der Baustelle montiert. Der Ausbau reduziert sich dadurch auf wenige Gewerke. Auch die Zeiten für die Roh- und Fertiginstallation verkürzen sich. Die klassischen Rohbauarbeiten beschränken sich bei den drei Baumaßnahmen auf die Erstellung der Bodenplatten und eines Sockelgeschosses. Das setzt allerdings einen integrativen und sehr intensiven Planungsprozess voraus, der etwas länger dauert als gewöhnlich. Dieser Prozess zahlt sich aber durch die vorbeschriebene verkürzte Bauzeit aus.
Beim Brandschutz haben wir zwei Bereiche unterschieden, die wir getrennt bewertet haben. Im Kopfbau liegen im OG nur Funktionen, die von den Betreuer*innen genutzt werden. Hier reicht ein baulicher Rettungsweg aus. Anders verfällt es ich in den Gruppenbereichen der Kinder. Hier werden zwei bauliche Rettungswege gefordert. Wir setzten dabei auf eine Bypass-Lösung, bei der die Rettungswegführung zum direkten Zugang ins Freie über andere Gruppenbereiche, unabhängig vom Spielflur sichergestellt wird. Durch die Bypass-Lösung fällt der sonst notwendige umlaufende Fluchtbalkon weg und damit natürlich auch ein erheblicher Kostenfaktor.