Angesichts zunehmender Gewaltbereitschaft schon unter Kindern verstehen wir die Bauaufgabe "Schule, Kindergarten, Sporthalle" als Gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neben städtebaulichen Überlegungen ist unser Beitrag primär von dem Wunsch beeinflusst, Kindern einfache Grundmuster gesellschaftlichen Zusammenlebens wie Toleranz, Orientierung oder Ruhe zu vermitteln. Daher schlagen wir entgegen der allgemeinen Tendenz, dem mediasierten Chaos in den Köpfen baulich Gestalt zu verleihen, die Rückbesinnung auf die traditionelle Form des Schulhauses vor.
Jede der ausgelobten Nutzungen - Schule, Kindergarten, Sporthalle - manifestiert sich in einem klaren Baukörper. Diese Kuben werden sowohl zueinander in Beziehung gesetzt, wodurch sie städtebaulich relevant werden, als auch in sich "geordnet", indem einzelne Nutzungsbereiche wiederum durch Kuben eingegrenzt werden. Unter dem gemeinsamen Dach wird jede Nutzereinheit zusammengefasst und bleibt doch außen ablesbar. Städtebauliche Signifikanz erreicht das Ensemble durch die strenge Orthogonalität, die nicht direkt auf die umliegende Bebauung reagiert, sondern versucht, eine eigenständige Ordnung als Ausdruck der Öffentlichkeit den privaten Bereichen entgegenzusetzen. Gleichwohl leitet sich die Richtung der am Hang gestaffelten Baukörper aus der westlich angrenzenden Bebauung ab und ordnet sich damit in das Gesamtkonzept der Siedlung ein. Durch die Stellung der Baukörper zueinander entsteht ein Ensemble, das weder Vor- noch Rückseite kennt, sondern die aus allen Richtungen ankommenden Kinder aufzunehmen weiß.
In der "Komplexität des Einfachen" sehen wir unsere Sprache, um auf die kindliche Vorstellungswelt angemessen zu reagieren. Genauso wenig, wie es eine "erwachsene" Architektur gibt, kann es eine "kindgerechte" geben. Bescheidenheit und Ehrlichkeit in der Materialwahl sollen dem jungen Menschen ein Umfeld schaffen, in dem er nicht nur lernt, was an der Tafel steht, sondern im bewussten Umgang mit den Dingen ihren Eigenwert erkennt. Das Detail tritt zugunsten der klaren Form in den Hintergrund, der Einzelbaukörper ordnet sich dem Ensemble unter, ohne an Eigenständigkeit zu verlieren.
Das Grundkonzept der Kuben unterscheidet deutlich zwischen innen und außen. Durch die Aufspaltung in Einzelkörper wird dieses Konzept durchlässig, transparent - die Pausenhalle ist Teil des Schulhofs wie des Innenraums, die Sportfläche wird Teil des Platzes und der Spielflur Teil des übergeordneten Wegesystems. Als Hülle für die einzelnen Funktionsbereiche kommt Holz in den unterschiedlichsten Anwendungen zum Einsatz, von der Sperrholztafel bis zur Stülpschalung. Alle Materialien werden sichtbar und möglichst naturbelassen eingesetzt, weder versteckt noch kaschiert noch verfremdet. Durch Oberlichter und Glaswände auch im Innern wird ein Höchstmaß an Transparenz erzielt. Diese Ehrlichkeit im Umgang mit den eingesetzten Mitteln ist es, von der wir hoffen, dass sie sich dem heranwachsenden Menschen einprägt und seine Handlungen beeinflussen hilft.