Haus der Architekten, München

Ein Haus für Architekten: Die schlossähnliche  Villa zu erweitern heißt, sie in ihrer Eigenständigkeit zu respektieren und dem Solitär einen Solitär zur Seite zu stellen.

Unter weitgehender Schonung des Baumbestandes sind die Funktionen der Akademie und die Veranstaltungsräume in einer simplen "Kiste" organisiert, die aus dem Wechselspiel mit dem Park und dem durch Lufträume gebildeten Raumkontinuum lebt.

Die Materialien bieten dem noblen Gegenüber durch ihre Ungeschminktheit Paroli: Beton brut und Holzböden, das grünlich schimmernde Glas der filigranen Stahlfassade, noble Zurückhaltung statt üppige Vielfalt.

Zur Straße hin verbirgt sich die vollständig geschlossene Stirnseite hinter hohen Bäumen, zum Park hin öffnet sich der Neubau über große Glastüren, die eine Einbeziehung der Villa in die Ausstellungskonzepte ermöglichen und das spannungsreiche Wechselspiel zwischen Alt und Neu verdeutlichen.

Ein Haus für Architekten zu bauen heißt, ein Haus für eine Zweckgemeinschaft zu bauen, die aus Einzelgängern besteht. Wir Architekten sind zutiefst individualisierte Zeitgenossen, eitel, selbstverliebt, spöttisch, verletzlich. Sprechen Architekten über Architektur, sprechen sie am liebsten über ihre eigene Architektur.

Deshalb müsste die Aufgabe eher heißen: „Die Häuser der Architekten“.

Im Park findet eine konspirative Versammlung von Häusern statt. Sie sehen auf den ersten Blick alle gleich aus, Monopolyhäuser aus geschnittenen Hecken, die sich einander annähern und doch stets auf Distanz  bleiben.

Erst der zweite Blick offenbart Nuancen: Buchs steht neben Eibe, Hartriegel neben Buche, Liguster neben Hainbuche. Ein Sprießen, Wachsen, Blühen; dann der Schnitt, der alles auf ein Maß zurückstutzt.

Und alle träumen davon, ein großer Baum zu werden. Doch wer sind die großen Bäume?

Art

Realisierungswettbewerb, 1996

Ort

München

Auslober

Bayerische Architektenkammer

Bearbeitung

H. Baurmann

Fachberater

T. Göbel-Groß Landschaftsarchitekt

Publikationen

wettbewerbe aktuell 1/1997