Das öffentliche Gebäude erhebt sich gleich einer Eruption aus dem Gelände vor den drei Punkthochhäusern. Eine große Scholle bricht auf und faltet sich als schützendes Dach über das Bürgerzentrum und die Bibliothek. Es entsteht ein kantiger, sich aus der Stadtlandschaft lösender Solitär, der in seiner Erscheinung weniger ein Haus als vielmehr eine Umhausung ist.
Er setzt sich dadurch stark von seiner Umgebung ab und behauptet sich gegen die dominanten Baumassen der Hochhäuser. Selbstbewusst nimmt er den Platz zwischen ihnen ein und richtet sich zum "Entenfang" auf. Gleichzeitig fügt er sich durch seine besondere Ausformung gut in den Zwischenraum. Seine äußeren Kanten leiten und begleiten die Bewohner zu ihren Häusern wie die Kanten eines Steins, die die Wasserströme wie selbstverständlich umleiten.
Der Solitär steht auf einem Platz, der sich zwischen den Hochhäusern aufspannt und sich mit dem Platz am Entenfang verbindet. Der Zugang zum Gebäude richtet sich nach diesem zentralen Verkehrsknotenpunkt von Mühlburg.
Entlang der Weinbrennerstraße drängt sich eine Gruppe von Birken, die direkt den Platzbelag zu durchdringen scheinen, wie ein Relikt aus der früheren Stadtlandschaft. Das Gebäude weicht wie aus Anstand zurück, um hinter der Baumgruppe wieder sein schützendes Dach in Richtung Straße weiterzuspannen. Wie selbstverständlich wird an dieser Stelle die Einfahrt in die Tiefgarage überdeckt. Auf dem gefalteten Dach hat sich die Natur ihren Raum zurückerobert - von oben aus den Fenstern der Hochhäuser blickt man nicht auf eine Dachfläche, sondern auf eine üppig bewachsene Blumenwiese.
Die Baumasse der Hochhäuser wird durch zwei L-förmige Baukörper gegliedert, die gegeneinander gestellt sind. Dazwischen entsteht eine große "grüne Fuge", die mit Rankpflanzen bewachsen ist - ein vertikaler Garten. Die beiden Baukörper erhalten jeweils eine eigene Farbe; das eine "L" wird weiß gestrichen, das andere grau. So sind beide Körper auch aus der Ferne gut lesbar und verschmelzen nicht zu einer unklaren Form. Unterstützend wirkt die "grüne Fuge".
Die Fenster erhalten einen breiten dunkelgrauen Rahmen, um sie auch von Weitem wahrnehmbar zu machen. Ohne ihn verschwinden die Fenster als Löcher in der Fassade und haben keine Kraft, diese zu gliedern. Die Balkone werden als hervorspringender Erker über die ganze Höhe zusammengefasst. Große doppelgeschossige Öffnungen rahmen die Balkone und nehmen der Ansicht die Kleinteiligkeit. Durch das Versetzen der Öffnungen wird die Fassade lebendig.
Der Fuß des zum Platz gewandten L-förmigen Baukörpers nimmt die Eingangshalle auf. Der Zugang liegt an der Schmalseite, die zum Entenfang zeigt. Ein breiter, hoher Einschnitt an dieser Stelle markiert den Eingang zur zweigeschossigen Eingangshalle. Sie gibt dem Hochhaus die Adresse und bietet einen angemessenen Zugangs-Raum für die Vielzahl der Bewohner. So entsteht am Stadteingang und an der ehemals historischen Stelle ein zeichenhaftes Gebäude.
Ein weiterer Betrachtungsansatz des Areals ergibt sich aus der umgebenden Bau- und Landschaftsstruktur. Schon der Entenfang und das Wasserschloss hatten einen direkten Bezug zur Alb. Auch das derzeitige Baugebiet der Zeilenbauten und Punkthochhäuser im Mühlburger Feld lässt im Vergleich zu der heute vorherrschenden Blockrandbebauung in Mühlburg noch einen visuellen Bezug zum Grünkorridor entlang der Alb erkennen, wenngleich Zugänge zum niedriger gelegenen Albtal durch Straßen und Bahntrassen heute erschwert sind. Dieser Bezug soll wieder gestärkt werden, in ideeller wie freiraumplanerischer Hinsicht. Erstrebenswert wäre ein weiterer Zugang zur Alb über die Bahngleise. Die Punkthochhäuser sollen gleich Hochpunkten in der Flusslandschaft von Strömen an Menschen umspült werden. Daraus ergibt sich wie in Auenlandschaften ein Mosaik aus verschieden hoch und tief gelegenen Terrassen und Senken. Dieses Thema wird als Gestaltungsthema aufgegriffen, um der neuen Bibliothek und dem Bürgerzentrum am Entenfang eine eigene Identität zu verleihen.
Funktional kann das Mosaik flexibel auf verschiedene Ansprüche reagieren. Feste Belagsflächen, die die Hochpunkte umspülen, bilden die Fließflächen für Fußgänger und Verkehr zu Marktzeiten. Das Stadtlandschaftsmosaik nimmt Elemente wie das Wasserspiel mit der bestehenden Entenfangskulptur wie selbstverständlich auf, bietet Rückzugsorte mit Rasen- und Wiesenpartien für Kinder und Erholungssuchende in den albzugewandten Bereichen und nimmt Sandspielbereich und andere Spielelemente auf. Kleinteilig wird das Mosaikmuster auch in der Belagswahl aufgegriffen: Schollen oder Findlinge (aus Ortbetonelementen) liegen in ungerichteten Pflasterflächen im wilden Verband.