Wohnquartier Bistumshaus, Speyer

Städtebau / Konzept

Der konzeptionelle Ansatz für die Umnutzung und Erweiterung des ehemaligen Bistumshauses St. Ludwig setzt sich aus fünf Strategien zusammen, die zum Ziel haben, die Dreiheit aus St. Ludwig-Kirche, Bistumshaus und Kreuzgang als städtebaulich qualitätsvolles Ensemble zu stärken und durch eine dezente bauliche Verdichtung zu ergänzen.

„Freistellen"
Hierzu soll der Gebäudeflügel D, wie auch der eingeschossige Anbau entlang des Gebäudeflügels C rückgebaut werden. Dadurch kann das Eingangsbauwerk in der Großen Greifengasse wieder seiner ursprünglichen Funktion gerecht werden, der historische Chor der St. Ludwig-Kirche wird von außen wieder besser ables- und erfahrbar, sodass die Gesamtanlage aus Kirche, U-förmigem Wohntrakt und Kreuzgang als klare Form und Einheit freigestellt wird.

„Auf der Mauer"
Die für das Quartier charakteristische Einfriedung und die Bebauung entlang bzw. auf dieser soll durch die gezielte Setzung von Einzelbauten gestärkt werden. Während im Süden an der Kreuzung von Predigergasse und Korngasse das neue Zentrum für betreutes Wohnen entsteht, reihen sich an der Johannesstraße drei großzügige Stadthäuser entlang der Mauerkrone. Die Bauten besetzen markante Eckpunkte der Einfriedung und knüpfen an die Maßstäblichkeit der angrenzenden Bebauung an.

„Räume schaffen"
Mit der Setzung der neuen Einzelhäuser bildet sich nicht nur Wohn-, sondern auch ein neuer Stadtraum. Diese Stadträume von prägnanter Gestalt reichen vom eher privaten Kreuzgang und Quartiersplatz über den öffentlichen neuen Kirchplatz zwischen St. Ludwig und betreutem Wohnen bis hin zum exponierten Kirchgarten mit Raum für Veranstaltungen. Sie bieten den Bewohnern wie auch den Anwohnern der umgebenden Stadteile gleichermaßen Orte zum Verweilen und der Kommunikation und schaffen damit einen Mehrwert für die Stadt über das Quartier hinaus.

„Gewebe stärken"
Die starke bauliche Fassung und Eingrenzung des Quartiers wird punktuell durch neue Zugänge geöffnet. Neben der bestehenden Öffnung in Richtung Korngasse und Maximiliansstraße entstehen neue Zugänge auf und durch das Areal, so von Seiten der Predigergasse, in Fortsetzung des Wormsergässchens und in Verlängerung der Pfaugasse vom Fischmarkt kommend. Außerdem sollen perspektivisch die Grundstücke der Heilig-Geist-Kirche, das Gemeindehaus und die angrenzende Villa Müller angebunden werden. Dadurch wird das neue Quartier mit seiner Umgebung verwoben und aktiver Bestandteil im räumlichen Kontinuum der Stadt.

„Auskleiden"
Vor die den Kreuzgang einfassenden Fassaden soll eine dünne Gebäudeschicht gesetzt werden, die mit einer Arkadenzone an den historischen Typus des Kreuzganges anknüpft, während in den oberen Geschossen das Bistumshaus um Wohnräume und Loggien erweitert wird. Mit dieser neuen Fassade wird der Kreuzgang ausgekleidet und so neben der Kirche zum neuen Schmuckstück des Quartiers.

Nutzungskonzept / Wohnungsschlüssel

Für das neue Quartier ist eine Mischung aus öffentlichen Nutzungen und städtischem Wohnen vorgesehen. Beide Kirchen werden in eine Stiftung überführt und umfassend saniert. Die Heilig-Geist-Kirche soll zu einer Kolumbarienkirche umgebaut werden, während die St. Ludwig Kirche unter Erhalt der bestehenden Orgel zu einer Begegnungsstätte für Kunst und Kultur umgenutzt wird. Damit bietet sie das Potential, das soziale Zentrum sowohl des Quartiers und darüber hinaus für den gesamten Stadtteil zu werden.

Das Bistumshaus wie auch die neu errichteten Stadthäuser mit der angrenzenden Villa und dem Gemeindehaus bieten Raum für innerstädtisches, generationenübergreifendes Wohnen sowie Baugruppen. Dabei sollen etwa in ähnlichen Teilen günstige Wohnungen für Familien oder Ältere mit einer Mietpreisbindung um 7€ / m² und hochwertige Wohnungen entstehen, sodass innerstädtisches Wohnen einerseits nicht zum Luxusgut wird und andererseits das Quartier auch wirtschaftlich tragfähig ist.

 

Art

Investorenwettbewerb, 2015

Ort

Speyer

Auslober

Bischöfliches Ordinariat Diözese Speyer

Bearbeiter

H. Baurmann | D. Lahr | T. Quynh

Publikationen

competitionline 27.11.2015