Grüne Innovation
Das Grundstück liegt am nördlichen Stadteingang von Nagold direkt an einer verkehrsreichen Kreuzung und ist geprägt von seiner starken Hanglage. Das dahinter im Osten auf dem Hügel stehende ehemalige Aufbaugymnasium dominiert mit seiner Baumasse und der vorgelagerten parkähnlichen Außenanlage die städtebauliche Situation. An diesem öffentlichen verkehrstechnisch günstig gelegenen, aber dennoch stark durchgrünten Ort sehen wir die Chance für die IHK Nordschwarzwald ein beispielgebendes Gebäude zu entwickeln, das sinnbildlich für nachhaltiges Wirtschaften und Bauen steht und die Vielzahl der innovativen mittelständischen Unternehmen aus der Region in ebenso innovativer Weise verkörpert.
In einem präzise gesetzten Baukörper mit offenem Erdgeschoss, der sich zur Stadt öffnet und dessen Außenanlagen die grüne Hangkante des dahinterliegenden Parks aufnimmt sehen wir die Lösung, in einem Baukörper, in dessen Obergeschossen die Bildungseinrichtungen liegen und der durch seine begrünten Fassaden Innovation verkörpert, in einem Baukörper, der durch sein kompaktes Volumen für eine geringe Hüllfläche und damit für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen steht, in einem Baukörper, der durch den explizit außenliegenden Sonnenscreens effektiven Schutz vor dem Wärmeeintrag der Sonne bietet, in einem Baukörper, der sich selbstbewusst als Solitär zeigt und den nördlichen Stadteingang prägt. Ein solcher Baukörper im Stadtraum mit den beschriebenen Eigenschaften soll für eine grüne Innovation stehen, die sinnbildlich die IHK Nordschwarzwald präsentiert.
Außenraum
Mit dem Zurückweichen des Baukörpers von der Bauflucht entsteht ein kleiner Vorplatz, der durch die starke Auskragung der Obergeschosse geschützt wird und die Besucher in das offene Erdgeschoss geleitet. Der zum Stadtraum breit angelegte Platz steht für ein offenes Haus. Der ruhende Verkehr wird bewusst der öffentlichen Sicht entzogen. In einer Tiefgarage und in einem mit Gründach überdeckten offenen Parkplatz kommen die Autos zum Stehen. Das Gründach entwächst dem Gelände und verbindet sich wie selbstverständlich mit der Parkanlage des ehemaligen Aufbaugymnasiums. Das intensiv begrünte Dach kann von den Seminarteilnehmern als Aufenthaltsfläche genutzt werden und dient natürlich als Regenrückhaltung. Gleiches gilt für den Dachgarten auf dem Gebäude. Insgesamt soll die eigentlich versiegelte Fläche durch die intensive Begrünung aller Dachflächen nachhaltig gestaltet und besser nutzbar gemacht werden. Die begrünten Fassaden spielen neben ihrer bildhaften auch eine wichtige Rolle für die Luftreinhaltung und für den Lärmschutz.
Funktionen/Zugänge
Die Zugänge für Fußgänger und ruhendem Verkehr sind klar von einander getrennt. Durch eine Trennung von Zufahrt in und Ausfahrt aus der Tiefgarage werden geschickt die Stellplätze unter dem Gründach mit in den Parkverkehr aufgenommen. Mit den Fahrrädern kann man direkt zum Eingang fahren und diese geschützt unter der Auskragung abstellen. Das Erdgeschoss ist der Verwaltung, dem Aufenthalt und dem Besucherverkehr vorbehalten. Die Seminare finden ausschließlich in den Obergeschossen satt. Im offenen geräumigen Foyer ist Platz für Ausstellungen und Veranstaltungen. Gegebenenfalls könnte auch der Aufenthaltsraum dem Foyer durch eine mobile Faltwand zugeschaltet werden. Der niedere lange Tresen steht für eine offene Willkommenskultur.
Konstruktion/Material
Die Konstruktion des Hauses ist denkbar einfach: ein Skelettbau mit aussteifenden Kernen und Scheiben. Die Decken sind vorgespannt, die Fassaden vorgehängt. Die Scheiben mit der vertikalen Begrünung dienen neben der Aussteifung auch als Pufferspeicher. Wenn konstruktiv möglich könnten dies auch monolithisch in größerer Stärke in Leichtbeton (umgangssprachlich Wärmedämmbeton) ausgeführt werden, um erstens auf Dämmplatten verzichten zu können und zweitens im Inneren eine bessere Schallabsorption zu erreichen. Leichtbeton ist nämlich ein hervorragender Baustoff für den Schallschutz und deshalb prädestiniert für den Seminarbereich.