Das zu bebauende Grundstück liegt in einem sehr unstrukturierten städtebaulichen Umfeld zwischen S-Bahn-Trasse und Durchgangsstraße am westlichen Siedlungsrand von Endingen. Die Bebauung wechselt scheinbar willkürlich von kleinkörnigen Einfamilienhäusern mit Satteldach auf großkörnige Mehrfamilienhäuser mit Flachdach. Hinzu kommt eine sehr unglückliche Setzung eines Musterhauses mitten auf dem Grundstück, die zwei kleine Restflächen übriglässt.
In dieser sehr schwierigen städtebaulichen Umgebung schaffen wir mit unseren drei neuen Gebäuden eine klare Struktur, die die Lücken füllt und an dieser Stelle des Gebiets ordnend eingreift. Die Grundüberlegung dabei ist einfach. Mit den zwei Doppelhäusern links und rechts des Musterhauses, nutzen wir die kleinen Restgrundstücke bestens aus und schaffen eine Abfolge von gleichen Haustypen mit Satteldach, die in ihrer Einheit den Straßenraum beruhigen, nachdem das Provisorium der Behelfskita nach wenigen Jahren wieder verschwindet. Im Rücken dieser Häuser entsteht ein langes gut zu nutzendes Grundstück für das KinderGartenWohnHaus.
Unsere städtebauliche Lösung ist dann auch ein langes Haus, das sich an die straßenseitige Grundstücksgrenze schmiegt und damit viel Platz für den Außenspielbereich lässt. Der Eingang des Kindergartens orientiert sich zur Savoyardenstraße. Die Wohnungen werden über die Kohlerstraße erschlossen. Durch die Stellung des Baukörpers längs zur Kohlerstraße und zur S-Bahn-Trasse wirkt er zum einen als Lärmschutz für den Außenspielbereich, zum anderen schiebt er sich vor die Stellplätze, die sich dann wie selbstverständlich entlang der Kohlerstraße aufreihen. Dadurch kann auf eine teure Tiefgarage verzichtet werden.
Im Gebäude erwartet die Kinder ihre eigene kleine Stadt. Vom zentralen Platz, dem Foyer, führt ein Weg, einer Gasse ähnlich, durch die Kinderstadt. Mal schmaler werdend, mal breiter werdend verbindet die Gasse die Gruppenhäuschen mit Ihren Vorplätzen. Die Schlafbereiche liegen dabei wie kleine Häuschen auf dem Weg. Durch die gute Proportion der Gruppenmodule ergibt sich ein sehr gut nutzbarer Innenraum, damit sich die Kinder geborgen fühlen und Raum zum Spielen haben. Gleichzeitig gibt die klare modulare Aufteilung der Gruppen dem Grundriss Struktur und verleiht dem Innenraum die nötige Ruhe und Übersichtlichkeit. Auch im Obergeschoss trägt die Erschließung mit Ihren Aufweitungen in besonderer Weise zur Belebung dieser kleinen Kinderstadt bei.
Der Übergang in den KinderGarten ist fließend. Entweder direkt von den Gruppenräumen über großzügige Öffnung oder punktuell über eine Schleuse gelangen die Kinder im Erdgeschoss in den Außenspielbereich. Vor den Gruppenräumen im Obergeschoss liegt ein durchgehender Laubengang, der über eine Außentreppe direkt ins Freie führt. Nebenbei dient er als erster Fluchtweg. Der Laubengang funktioniert aber durch die Ausbildung von kleinen Nischen auch als Spielbereich und kann den einzelnen Gruppenräumen zugeschlagen werden. Der KinderGarten soll Raum für Naturerlebnisse und kreative Auszeit im Freien bieten. Hierfür werden großzügige zusammenhängende Spielbereiche für alle Altersgruppen geschaffen, die durch verschiedene Ebenen, welche die bestehenden Geländehöhen aufnehmen, entstehen. Eingefriedet wird der Spielbereich von einem Zaun, der sich entlang der Ostfassade nach Norden zieht. Hier entsteht der Vorplatz des Kindergarteneingangs, der als offener, vielfältig nutzbarer Platzraum gestaltet wird. Dieser zieht sich bis über die andere Straßenseite und hat zugleich eine Signalwirkung für die Autofahrer. Folgt man dem Zaun nach Süden, so geht dieser über in ein Müllhaus, eine Abstellfläche für Kinderwägen sowie Fahrradständer, welche unter einer Pergola untergebracht sind.
Ein Haus ganz aus Holz soll es werden, bestehend aus tragenden, unverkleideten Brettsperrholzwänden und -decken und Linoleumböden. Durch die immer gleichen Raummodule von Gruppen- und Nebenräumen, ist eine Holz-Modulbauweise möglich. Die Außenwandverkleidung besteht aus einer einfachen Brettschalung. Der außenliegende Sonnenschutz und der Laubengang schützen vor Überhitzung im Sommer. Das Dach wird begrünt und mit Photovoltaikelementen bestückt.
Das WohnHaus liegt im 2. Obergeschoss und wird mit einem Laubengang erschlossen, der sich vor den Wohnungseingängen weitet und dort einen kleinen halböffentlichen Vorbereich schafft. Ein Treppenhaus dient der alleinigen vertikalen Erschließung der Wohnungen. Der Aufzug wird, durch eine Schlüsselschaltung organisiert, auch von der Kita genutzt. Die Wohnungsgrundrisse bestehen aus Zimmer-Bad-Modulen und Wohnraum-Modulen, die im Wechsel aufeinander folgen. So entsteht ein struktureller Wohnungsbaugrundriss, der alle Wohnungsgrößen zulässt und seriell günstig erstellt werden kann. Den Wohnraum-Modulen angefügt sind Loggien, die Privatheit im Außenraum bieten. Den Loggien vorgelagert ist ein langes Hochbeet, das auf dem Dach des Kindergartenlaubengangs bepflanzt werden kann. Die Abstellräume sind bewusst auf der gleichen Ebene der Wohnung platziert und vom Laubengang erschlossen. Dadurch entfällt eine aufwendige Unterkellerung.
Städtebaulich wirksam sind die unterschiedlichen Höhen der beiden Module. Wie einzelne kleine Häuschen sitzen sie auf dem Dach der Kita und tragen zur Gliederung des Gebäudes bei. Sie vermitteln zwischen den großkörnigen und den kleinkörnigen Häusern der Umgebung.