Städtebauliches Konzept
Das Gebäudeensemble der katholischen Gemeinde St. Hedwig steht als wichtiger Stadtbaustein am westlichen Eingang des Wohnquartiers in Stuttgart-Möhringen und soll durch die vorgeschlagene bauliche Erneuerung und Ergänzung eine einladende und schlüssige Erweiterung der vorhandenen Bausubstanz erzielen. Kapelle, Kirche und Pfarrhaus bilden ein heterogenes und programmatisch differenziertes Ensemble, die bei unserem Entwurf freigestellt werden und als eigenständige Baukörper auftreten, wobei der geplante Neubau als flacher Pavillon ausformuliert wird, dessen Dach als Bindeglied die einzelnen Bestandsbaukörper miteinander verbindet. Durch die Ergänzung der Kapelle zum geometrisch vollwertigen Walmdach wird die markante Geometrie der Zeltdecke in der Kubatur abgebildet. Die prägnante, horizontale Dachlinie des Neubaus verbindet sowohl die Kapelle und die Kirche mit dem Pfarrhaus als auch die Straße mit dem Pfarrgarten. Der Hedwighof entsteht als tiefer gelegter Pufferraum zwischen Kirche und Neubau in der Verlängerung des Pfarrgartens und ermöglicht so die Belichtung und den Freiraumbezug des Untergeschosses.
Raumkonzept
Das vorgesehene Raumprogramm wird in drei Geschossen organisiert und in Form kleinerer Volumen unter oder auf das Pavillondach gesetzt. Der freie Raum, der zwischen den Volumen entsteht, kann polyvalent genutzt werden. Windfang, Foyer, Hedwigsaal und der tiefer liegende Hedwighof sind in diese Potentialflächen eingegliedert, die den sich verändernden Nutzungsanforderungen der Gemeinde heute und in Zukunft dienen sollen. Hierbei spielt der neue Hedwigsaal im Erdgeschoss eine entscheidende Rolle.Zur Straßenseite orientieren sich die dienenden Räume als Rücken, um dem Saal eine freie Sicht und eine direkte Verbindung über eine großflächig verglaste Südfassade zum ruhigen Pfarrgarten zu ermöglichen. Der Saal kann vollständig zum Foyer geöffnet und dem Raumkontinuum zugeschlagen werden. Um eine ausreichende Flexibilität sicherzustellen schlagen wir die Verwendung einer mobilen Bühne vor, die mit Modulen im angrenzenden Stuhllager verstaut werden kann.Im ehemaligen Hedwigsaal im Untergeschoss finden zwei Gruppenräume Platz, die vom Foyer über eine großzügige Treppe direkt erschlossen sind. Die Gruppenräume werden über den Hedwighof belichtet, die Jugendräume sind ebenfalls am Hedwighof angeordnet. So entsteht im Untergeschoss ein Cluster von Versammlungsräumen in einer beruhigten Lage, die durch den Hof als Kommunikationsfläche bereichert werden. Am Südende des Hofs führt eine Freitreppe mit Sitzstufen in den Pfarrgarten. Durch den Umbau wird das schon vorhandene Potential des Pfarrgartens ausgeschöpft und es entsteht ein vielseitig nutzbarer Außenraum. Nach dem Gottesdienst kann Kaffee unter dem Pavillondach ausgeschenkt werden, Kinder und Jugendliche können zwischen Hof und Garten spielen und Veranstaltungen im Hedwigsaal können an der frischen Luft ausklingen.
Die Schwesternwohnungen funktionieren als autarke Einheit im Gesamtgebilde des Gemeindezentrums. Sie werden durch ein separates Treppenhaus erschlossen und sitzen auf dem begrünten Pavillondach des Neubaus. Gegebenenfalls können die Wohnungen durch einfache Maßnahmen zusammengeschlossen werden.
Konstruktion – Energie – Nachhaltigkeit
Die Leichtigkeit des Pavillon-Neubaus wird durch eine nachhaltige Holz-Bauweise betont. Die tragenden Brettsperrholzwände und -decken werden im Obergeschoss mit einer einfachen Brettschalung verkleidet während eine Pfostenriegelkonstruktion im Erdgeschoss den Innen- und Außenraum verbindet und Offenheit ausstrahlt. Durch den Dachüberstand wird die Verglasung verschattet und so vor Überhitzung im Sommer geschützt. Durch eine Überströmung im Foyer kann Zuluft in das Untergeschoss geführt und über den Hedwighof wieder abgeleitet werden. So können die Gemeindehausnutzungen im Sinne des Low-Tec-Gedanken einfach temperiert werden. Die Energiegewinnung durch Geothermie und Wärmepumpe wird zusätzlich durch das Aufbringen einer PV-Anlage auf dem Dach unterstützt, die Fußbodenheizung sowie die elektrischen Anlagen können so zuverlässig klimaneutral betrieben werden. Durch den Batterieraum in Untergeschoss wird der Eigennutzungsgrad des Stroms deutlich erhöht. Insgesamt soll die nachhaltige und energieeffiziente Bauweise der Erweiterung den uneingeschränkten Betrieb auf umweltschützende Weise sicherstellen und der sozialen Verantwortung gerecht werden.