Kita mit gefördertem Wohnen, Mühlacker

Das zu bebauende Grundstück liegt an der zentralen Stelle des neuen Stadtquartiers Ziegelhöhe. Es grenzt mit der Ostseite direkt an den Quartiersplatz, mit der Westseite an die grüne Mitte und fällt von der oben im Norden liegenden Nebenerschließungsstraße hin zur südlichen Haupterschließungsstraße um ca. ein Geschoss. Die vier Seiten könnten unterschiedlicher nicht sein und setzen im wahrsten Sinne des Wortes die Randbedingungen für den Entwurf: ein öffentlicher Platz, ein topografisch stark fallender Grünraum, eine Nebenerschließungs- und eine Haupterschließungsstraße.

Unsere Entwurfsaufgabe sehen wir darin, mit dem neuen Gebäude für jede Seite die richtig städtebauliche Antwort zu finden. Weil das Grundstück wie oben beschrieben topografisch stark fällt und die Anschlüsse an den öffentlichen Raum sehr unterschiedliche Höhen haben, ist das Gebäude in Schichten gedacht.

Die 1. Schicht bildet als Sockelgeschoss eine Art Blockrandbebauung, die sich mit ihren Räumen um einen geschützten Innenhof legt. Wie bei einer klassischen römischen Villa öffnen sich alle Räume hin zur Mitte, zum Atrium. Nach außen übernimmt der Sockel einmal die Aufgabe einer Stützwand, einmal die einer Kellerwand und zweimal die eine stabilen Fassade hin zum öffentlichen Raum. In der Fassade zum Quartiersplatz liegt der Eingang zur KIVA, der Kindervilla.

Auf dem massiven Sockel sitzt als 2. Schicht ein leichter Holzbau. In dieser 2. Schicht verliert das bisher geschlossene Rechteck des Blockrands eine Seite und öffnet sich mit der neuen U-Form zur grünen Mitte. Der Landschaftspark wird dadurch über ein begrüntes Spieldach direkt an das Atrium herangeführt. Der an dieser Stelle eingeschossige Innenhof weitet sich sichtlich.

Die 3. Schicht prägt mit ihrer L-Form stadträumlich den Quartiersplatz mit der an dieser Stelle dreigeschossige Fassade und die nördlichen Erschließungsstraße, mit der dort zweigeschossigen Fassade. Die beiden Schmalseiten der L-fömigen Schicht wirken dabei wie bauliche Hochpunkte, einmal am Platz und einmal zum Auftakt in die Straße.

Die 4. Schicht ist die Dachaufsicht, deren Geschlossenheit die Wirkung im Stadtraum abbildet. Wie ein geschlossener Stadtblock formuliert sie den Abschluss der baulichen Mitte des neuen Stadtquartiers.

Die Kindervilla nimmt sich den Grundriss einer klassischen römischen Villa zum Vorbild, deren Räume sich im Erdgeschoss auf einen Innenhof, das Atrium, beziehen. Das Atrium der Kindervilla ist der geschützte Außenspielbereich, um den sich alle Räume im Erdgeschoss gruppieren. Im Obergeschoss öffnet sich der Grundriss zur grünen Mitte. In der Öffnung liegt der Außenspielbereich, der im nördlichen Abschnitt eben an den Landschaftspark anschließt und im südlichen Bereich über eine Treppe mit dem Atrium im Erdgeschoss verbunden ist. Die ca. 7,00 m tiefe Raumschicht, die sich um diese Mitte legt, ist zoniert in feste Volumen, die Erschließung, Nebenräume und Schafräume aufnehmen, und offene Raumzonen, in denen frei und flexibel die Gruppen- und Spielbereiche eingerichtet werden können. Somit sind verschiedene Raum- und Betriebskonzepte einer Kindertagesstätte umsetzbar.

Die Fassade nimmt im Erdgeschoss das Thema der klassischen römischen Villa auf mit Fenster in Form eines klassischen Giebels, wie ihn auch ein Kind malen würde. Darüber sitzt ein leichter Holzbau mit elementierter Fassade, rot gestrichen und rotem textilem Sonnenschutz. Der monolithische Sockel besteht aus Dämmbeton, dem zur roten Färbung rezykliertes Ziegelmehl beigemischt ist. Mit der roten Farbigkeit nehmen wir das Thema des Stadtquartiers Ziegelhöhe auf und beziehen uns auf das gegenüberliegende mit einer Ziegelfassade verkleideten Pflegeheim.

Der Eingang zur KIVA liegt am Platz. Die Vorzone vor dem Eingang sehen wir als spielerische Aktivzone mit Spiel- und Fitnessgeräten, die für jeden nutzbar im öffentlichen Raum verortet sind. Ein kleiner Portikus, der zu einer langen Sitzbank ausläuft markiert den Eingang

Wohnen

Im 2. Obergeschoss befinden sich die Wohnungen in der L-förmigen Schicht. Erschlossen werden die Wohnungen von der nördlichen Erschließungsstraße über eine Treppe und einen Aufzug. Dabei ist der Aufzug als Durchlader konzipiert, der sowohl von den Wohnungen als auch von der KIVA genutzt werden kann. Alle Wohnungen orientieren sich zur grünen Mitte und bieten eine Blick Richtung Mühlacker. Es gibt keine Balkone oder Loggien, sondern ausschließlich Dachterrassen. Somit ist jeder Wohnung ein sehr privater Freibereich zugeordnet, der räumlich nicht in Konflikt mit dem Außenspielbereich der Kindertagesstätte kommt.

Konstruktion

Nur die Fassade im Erdgeschoss ist aus Beton, einem Dämmbeton. Die Ausbildung der Stürze in Giebelform spart Stahl im Sturzbereich. Alle anderen konstruktiven Bauteile sind aus Holz. Die Dächer sind mit Nutzungen belegt. Das Dach über EG dient als begrüntes Spieldach. Auf dem Dach über 1.OG sind die Photovoltaikelement platziert und auf dem Dach über den Wohnungen liegen die Dachterrassen und -gärten.

1. Schicht Hofraum
Wie bei einer klassischen römischen Villa öffnen sich alle Räume hin zur Mitte, dem Atrium.
Es entsteht ein geschützter Außenspielbereich, der ohne Zäune und Hecken als Abgrenzung zum öffentlichen Raum auskommt.

2. Schicht Grünraum
Der Landschaftspark wird über ein begrüntes Spieldach direkt an das Atrium herangeführt. Der an dieser Stelle eingeschossige Innenhof weitet sich sichtlich und verbindet sich mit dem öffentlichen Grünraum.

3. Schicht Platzraum
Zum Quartiersplatz präsentiert sich das neue Gebäude mit einer dreigeschossigen Fassade,
gegliedert in Sockel mit zwei Obergeschossen. Nach Süden formuliert die schmale Seitenansicht einen Hochpunkt.

1. Schicht Stadtraum
Die 4. Schicht ist die Dachaufsicht, deren Geschlossenheit die Wirkung im Stadtraum abbildet. Wie ein geschlossener Stadtblock formuliert sie den Abschluss der baulichen Mitte des neuen Stadtquartiers.

Art

Realisierungswettbewerb, 2024

Ort

Mühlacker

Auslober

Stadtbau Mühlacker GmbH

Bearbeitung

M. Dürr | C. Süßmann | M. Kuner | S. Rosenfeld

Visualisierung

M. Cruz Núñez

Modellbau

W. Eichenlaub

Publikationen

competitionline 1.11.2024