Grund- und Hauptschule Südost, Karlsruhe

Das zu bebauende Grundstück liegt am Rand des neuen Stadtteils an einem Grünzug. Am östlichen Rand soll ein Platz entstehen, der den historischen Wasserturm freistellt. Der Stadtgrundriss besteht aus einer Blockstruktur mit klar definierten Straßenräumen. Die neue Bebauung nimmt die strenge Blockstruktur auf, übernimmt die Gebäudefluchten und setzt so die Straßenräume fort.

Das Grundstück wird schon im 1.BA zu 100% überbaut. Der entstehende, scheinbar 2-geschossige Block fügt sich somit auch ohne die Erweiterung im 2.BA kraftvoll in den Stadtgrundriss. Auch wenn der 2.BA nicht realisiert wird, wirkt der Bau nicht unvollendet. Der 2. BA ist als Aufstockung bzw. Nachverdichtung zu verstehen.

Das neue Gebäude wird mit dem Wasserturm auf eine Ebene gestellt. Dies wird erreicht mit einem durchgängigen Platzbelag, der die beiden Bauten dadurch zueinander in Beziehung setzt und beide als Ensemble wirken lässt. Der Pausenhof, der in sich abgeschlossen sein muss, wird auf das Dach der Schule gesetzt. So entfällt eine störende Abgrenzung zum Straßenraum und Platzraum. Die Fassaden grenzen direkt an den öffentlichen Raum und wirken damit Straßenraum bildend.

Die Pausenfläche auf dem Dach der Grundschule wird durch die sie umgebende Fassade, die als Wand mit Fenstern über die Brüstungshöhe hinausgeht, zu einem geschützten "Schulhof auf dem Dach". Die Hofwand verleiht der Pausenfläche auf dem Dach eine gewisse Intimität, lässt aber über die fensterbandartigen Öffnungen Ausblicke zu. Die hochgezogene Fassade hat aber auch eine weitere nach außen wirkende Funktion: Sie lässt den Baukörper im Straßenraum 2-geschossig erscheinen.

Der Boden ist mit einem weichen Spielbelag und Rasenflächen belegt, die mit ihren weichen Formen miteinander zu verschmelzen scheinen. Die weichen Formen stehen im Kontrast zu den kubischen bunten Dachaufbauten, den Treppenaufgängen und Oberlichtern, die auch als Sitzbänke und Kletterwand zu nutzen sind. Die Fläche auf dem Dach, auf dem später der 2.BA errichtet werden soll, kann saisonal bepflanzt werden mit Mohnblumen oder Sonnenblumen und wird zum temporären Blumenfeld in der Stadt.

Der Zugang der Grundschule liegt direkt am Platz gegenüber dem Wasserturm. Der Platz erhält somit eine zusätzliche Funktion und wird dadurch stärker mit dem Stadtteil verwoben und mit Leben gefüllt.

Die Sporthalle erhält einen separaten, äußeren Zugang an der nordwestlichen Ecke des Grundstücks gegenüber dem Grünzug. Sie kann damit auch gut von externen Sportvereinen genutzt werden. Gleichzeitig wird sie auch intern über die Grundschule erschlossen.

Der Zugang der Sporthalle wird im 2.BA zum Haupteingang der Sekundarstufe I. Beide Schulen haben dadurch einen eigenen Eingang und eine eigene Adresse.

Der Grundriss der Grundschule gleicht im Aufbau einem "Apfel" mit einem innen liegenden Kerngehäuse, dem "Klassenkern" und dem den Kern umschließenden Fruchtfleisch, die "äußere Raumschicht". Die Klassen gruppieren sich um einen introvertierten Innenhof, abgeschirmt von äußeren, störenden Einflüssen, sind jedoch nicht abgetrennt. Die den Klassenkern umgebende äußere Raumschicht wirkt wie ein Filter und lässt den Bezug nach außen bei Bedarf zu. Der Grundriss bietet zwei Nutzungsarten an:  zum Einen das klassische Flur-Raum-Prinzip; hier sind alle Räume abgeschlossen und werden über die Flure erschlossen; zum Anderen das Raum-Raum-Prinzip: hier werden die Verkehrsflächen aufgelöst, der Grundriss ist flächig organisiert.

Es kommt zu Nutzungsüberlagerungen, zu mehrfach nutzbaren Raumzonen. Der Klassenraum erweitert sich in die äußere Raumschicht. Es können Lerninseln entstehen, der Innenhof wird zur "Freiklasse", die Bibliothek zur Leseecke, der Aufenthaltsraum zum Malraum. Es können sehr gut klassenübergreifende Projekte durchgeführt werden mit jahrgangsgemischtem Unterricht. Ein Unterricht in Klein- und Großgruppen ist möglich. Die Schule setzt räumlich durch das Raum-Raum-Prinzip das neue in der Auslobung beschriebene Schulkonzept um, lässt aber auch den klassischen Unterricht zu.

Material: Das Erdgeschoss ist komplett verglast. Ein außen liegender textiler Sonnenschutz bildet eine zweite Schicht, eine Art weißes Kleid, das bei Bedarf angezogen wird. Die Fassade im Obergeschoss besteht aus einer breiten Holzverschalung, die im "wilden Verband" montiert wird. Die einzelnen Verschalungsbretter sind in verschiedenen Farben lasiert. Es entsteht ein buntes, stark horizontal geprägtes Erscheinungsbild einer aufgesetzten Holzkiste. Die bunten kubischen Dachaufbauten wirken wie Bauklötze in der Holzkiste.

Art

Realisierungswettbewerb, 2008

Ort

Karlsruhe

Auslober

Stadt Karlsruhe

Bearbeiter

H. Baurmann | M. Dürr | S. Gerstenberg | J. Sefirow

Fachberater

Schmid | Treiber | Partner Landschaftsarchitekten

Visualisierung

Stuchlik 3D

Modellbau

W. Eichenlaub

Publikationen

competitionline 02.10.2008