Lage und Integration
Der Entwurf bildet bauliche wie funktionale Zentren für den westlichen Teil der Nordstadt. Dabei reagiert er differenziert auf die jeweiligen Randbedingungen. Entlang der Erzbergerstraße wird die massive Bestandsbebauung in einen neuen städtischen Kontext integriert, zum Alten Flughafen entstehen mehrere informelle Anknüpfungspunkte und die südlich gelegene Gartenstadt erhält einen angemessenen baulichen Abschluss entlang der Lillienthalstraße. Die ganz im Norden liegende Akademie schließt das neue Siedlungsgefüge nach Norden ab.
Innerhalb der vorgeschlagenen Stadtstruktur entstehen drei Orte mit unterschiedlichen Vernetzungsqualitäten:
Der nördliche Platz mit seinen angrenzenden Gebäuden bindet funktional und räumlich den Kanalweg in das Plangebiet ein. Am Ende bzw. am Beginn des Kanalwegs entsteht das zukünftige Einkaufszentrum des Stadtviertels mit Quartiersplatz, unterschiedlichen Nahversorgern und Dienstleistern. Der Platz ist auch aus den nördlich und östlich gelegenen Quartieren zu Fuß und per Rad gut erreichbar und liegt unmittelbar an einer Haltestelle.
Die bestehende Grünspange Maryland-Schule/Gymnasium, Kirche, Duale Hochschule mit dem Brückengebäude zum Alten Flugplatz wird aufgegriffen und fortgeführt. Auch sie liegt unmittelbar an einer Haltestelle. Sie öffnet sich mit einem Landschaftselement (Grünrampe/Grüntreppe) zum Naturraum des Alten Flugplatzes. Von der Höhe der Grünrampe ist die beeindruckende, weite offene Landschaft erst erfassbar, ohne diese zu betreten („Bellevue").
Das südliche Plangebiet ergänzt die kleinteilige Gartenstadtbebauung bis zum denkmalgeschützten ehemaligen Empfangsgebäude des Alten Flughafens. Das Flugfeld wird mit einer Zäsur der Bebauung wieder an das bestehende ehemalige Empfangsgebäude des Alten Flughafens herangeführt. Für den bestehenden Platanenplatz - unmittelbar an einer Haltestelle gelegen - wird eine adäquat öffentliche Nutzungen vorgeschlagen (z.B. Schule, Kita, Elterncafé, u.ä.), um diesen als Quartiersplatz bespielen zu können. Vom Stadtzentrum kommend bildet der Platanenplatz den Auftakt zum neuen Wohnquartier.
Die drei Freibereiche sind aufgrund der guten Vernetzung mit der Umgebung auch den angrenzenden Siedlungsbereichen zugänglich. Insbesondere das am kulturellen Zentrum / Grünspange gelegene Bellevue macht den Landschaftsraum des Alten Flugplatzes für die Nachbarschaften erlebbar und zu einem Zugewinn für die umliegenden Quartiere. Mit Ausblick und Abendsonne hat sie das Potential eines großzügigen, dennoch pflegeextensiven Aufenthaltsbereiches für alle Bewohner des neuen Quartiers und darüber hinaus eines besonderen Ortes für ganz Karlsruhe.
Gesamtstruktur und Binnengliederung
Die drei Orte sind untereinander freiräumlich miteinander verknüpft. Ein linearer Pocketpark bildet eine grüne Mitte aus zwischen den hochverdichteten Blocks und der Siedlungsstruktur; sie dient informeller, spontaner Freizeitgestaltung (z.B. in der Mittagspause oder nach den Hausaufgaben) in unmittelbarer Nähe. Dadurch entsteht gleichzeitig ein „grüner" Charakter im öffentlichen Raum. Sie verbindet den nördlichen Quartiersplatz mit der zentralen gelegenen Querspange, die in der Grünrampe (Bellevue) mündet.
Südlich der Querspange verengt sich der Raum nahezu zu einer funktionalen Erschließung der angrenzenden Bebauung und im Bereich des ehemaligen Towers besteht der südlichste Anknüpfungspunkt an die Erzbergerstraße. Die freiräumliche Verbindung von Süden findet über den Pufferstreifen statt, der 50-60m breit, bis an die zentrale Grünrampe führt. Die Landschaftstreppe dort öffnet sich zur Weitläufigkeit des Alten Flugplatzes.
Prinzipiell nimmt die Bebauungsdichte von der Erzbergerstraße bis zum Naturschutzgebiet hin ab. Die Bebauung an der Erzbergerstraße weist die höchste Bebauungsdichte auf. Ein Streifen hochverdichteter Bebauung in Verlängerung der Dualen Hochschule belegt die Erdgeschosse blockweise und steht für Nahversorger, Dienstleistungen und in den oberen Geschossen - prinzipiell flexibel - für hochwertige Dienstleistungen oder für Wohnen zur Verfügung. Besondere Wohnformen, wie studentisches Wohnen und Seniorenwohnen sind auf den Sockelgeschossen um Dachgärten/Dachgrün möglich.
Westlich schließt eine Siedlungsstruktur an, die sich mit abnehmender Bauhöhe bis an den Rand der 30m-Pufferzone erstreckt. Punktuell gebrochen wird diese Höhenabstaffelung durch Hochpunkte. Visuell verleihen diese „Tower" und „Minitower" in der „zweiten Reihe" dem Quartier eine zusätzliche räumliche Tiefe und erlauben einen großzügigen Blick auf das NSG. Großräumlich nehmen sie dadurch Verbindung auf zur Bebauung westlich des NSG, die ähnlich vertikale Akzente setzt.
Gefasst wird das Quartier von einem 5-geschossigen inneren Rand, der an verschiedenen Punkten architektonisch gestaltete Zugänge in den überwiegend durch Wohnen geprägten Bereich anbietet. Die Hauptwege verlaufen in Ost-West-Richtung, Verbindungen unter ihnen sind versetzt angeordnet und bieten mit ihren verschiedenen Aufweitungen unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten und Durchblicke.
Im mittleren Bereich ergänzen Geschossbauten den Bestand der Dualen Hochschule. Die neue Bebauung hält 50-60m Abstand zum FFH-Gebiet und erzeugt so auch eine größere zusammenhängende Freifläche, die zur Erholung zur Verfügung steht. Gleichermaßen verbindet sie die südliche mit der nördlichen Freifläche.
Die Bebauungsstruktur bietet flexible Nutzungsstrukturen hinsichtlich Wohnungsgrößen und Eigentumsfrage (Miete, Eigentum, im südlichen Bereich auch genossenschaftlich). Kleine „öffentliche" Nutzungen (Kitas, Cafés) sind in dem Wohngebiet vorstellbar.
EG-Wohnungen mit zugehörigen Gärten, Stadthäuser mit eigenem Grundstücksanteil, separate Mietergärten und dgl.m. erhöhen die Wohnqualität und reduzieren den öffentlichen Grünraum innerhalb der Siedlungsstruktur. Neben den privaten Grünflächen säumen identitätsstiftend jeweils nur eine Baumsorte die öffentlichen Hauptwege.