Die Etablierung eines neuen Wohnstandortes „Ob der Halde" bietet die Chance, auf die Belange des Wohnens im 21. Jahrhundert, des kostengünstigen, verdichteten, aber dennoch qualitativ hochwertigen Wohnungsbaus, durchaus wegweisende Antworten zu formulieren.
Der Entwurf geht auf die unterschiedlichen Anforderungen und Erwartungshaltungen an den Wettbewerb ein und formuliert eine einfache, logische und zugleich zeitgemäße Antwort, ohne die vielschichtigen Anforderungen an Wohnqualität preiszugeben.
quartierstypisch: hohe Wohnqualität
Die den Baulinien folgenden straßenseitigen Gebäudefassaden bilden eine harte Schale für den weichen Kern, das Herzstück des Baufeldes C, den gemeinsamen Innenhof. Richtung Hof sind die Wohnbereiche der Gebäude orientiert, öffnen sich diese mit Balkonen, Loggien, Patioterrassen im DG, sowie Terrassen und Gartenanteilen im EG.
Die gemeinsamen Flächen des Innenhofes werden als Treff und Ort der Begegnung für die unterschiedlichen Alters- und Bewohnergruppen angeboten; Grillplatz und ein lauschiges Plätzchen unter berankter Pergola laden ein zum Aufenthalt. Ein spannender Kinderspielplatz wie ein beschatteter großer Sandkasten ermöglicht den Kindern ein wohnungsnahes Spielen in einem gesicherten Umfeld. Die differenziert ausgebildeten Pflanzstreifen entlang der Wege (Rosengarten, Bambushain, Frühlingsblumen, Sommerstauden, Herbstgräser) laden ein zu einem kleinen Rundgang durch den Hof und einen Plausch mit den Nachbarn und schaffen gleichzeitig eine Pufferzone zu den Gärten der Wohnungen im Erdgeschoss.
Jede Wohnung hat einen individuellen Außenbezug in den Hof, einen Außensitz, sei es als Balkon, Terrasse oder Loggia, der sich zum Hof hin orientiert. Dies drückt sich in der hofseitigen Gebäudekubatur aus. Jeder Wohnung wird dabei etwas individuell Besonderes verliehen.
harte Schale – weicher Kern
Die straßenseitigen Fassaden sind als verputzte Lochfassade ausgebildet, sie bilden die harte Kante des Blocks nach Außen in den Straßenraum. Wir könnten uns vorstellen, dass eine Fassadentextur der dem gemeinsamen Hof zugewandten Fassaden das Thema des gemeinsamen Innenhofes, des weichen Kernes, unterstützt. Hierbei ist an einen die Gebäudekubatur herausarbeitenden, dennoch spielerisch wirkenden Wechsel von liegender Stülpschalung und stehender Boden-Deckelschalung gedacht. Die Farbigkeit stellen wir uns zurückhaltend vor: eine hellgraue Putzfassade mit dezentem Akzent durch die Fenster umfasst die in weiß gehaltenen Holzverschalungen hofseitig.
Das dem Quartiersplatz zugewandte Gebäude wird dabei städtischer aufgefasst. Mit einem sich öffnenden, einladenden Gestus zum Quartiersplatz hin, kann es die Funktion eines Auftaktgebäudes in das neue Wohngebiet übernehmen.
Gebäudetypologien:
Streng im Rahmen der Vorgaben des Bebauungsplanes an Kubatur und Höhe, schlagen wir gebäudetypologisch vor, das Los C als Geschosswohnungsbau auszubilden. 35% der Wohnfläche wird als preisgebundene Mietwohnungen mit einer Bindefrist von 30 Jahren gemäß den Kriterien des Landeswohnungsbauprogramms für Mieter mit Wohnberechtigungsschein angeboten.
Sämtliche Wohnungen sind auf Grund der Wohnungsgrößen dabei förderfähig nach den Kriterien des Landeswohnungsbauprogramms. Hierdurch entsteht größtmögliche Flexibilität bei der Belegung der Wohnungen da individuell – je nach Nachfrage – aus allen 50 Wohnungen des Los C ausgewählt werden kann.
Die Gebäudeeingänge sind straßenseitig angeordnet, ein Bügel markiert dabei den Übergang vom öffentlichen Raum und bildet den Eingangsbereich mit Platz für Radstellplätze und ein seitlich angeordnetes Müllhäuschen. Der Zugang von der Tiefgarage erfolgt direkt in das Untergeschoss der Gebäude.
Gebäudekonstruktion:
Eine Hybridbauweise mit tragenden Außen- wie Innenwänden in Holzrahmenbauweise, Decken und Treppenhauskern in Stahlbeton, sowie nichttragende Trennwände in Ständerbauweise reduzieren den CO² Footprint der Gebäude gegenüber konventioneller Bauweise deutlich. Der notwendige Schallschutz nach TA Lärm wird in dieser Art der Holzbauweise erfüllt. Die Verwendung diffussionsoffener Holzfaserdämmstoffe vermeidet dabei das Problem etwaig durch Gebrauch beschädigter Dampfbremsen.
Darüber hinaus verkürzt die Erstellung mit vorgefertigten Bauteilen die Bauzeit signifikant, die Wohnungen stehen entsprechend schneller zur Verfügung und können über verkürzte Bauzeit wirtschaftlicher erstellt werden.
Energiekonzept | CO² Footprint
Der Energiestandard der Gebäude erfüllt die Anforderungen des KfW Effizienzhaus 55.
In dieser Effizienzklasse steht der Baumaterial- und damit verbundene Herstellungs- und Transportaufwand (noch) im Ressourcen-Nutzen optimierten Verhältnis zueinander. Um auch die CO²-Bilanz im Betrieb der Gebäude zu verbessern und die laufenden Bewirtschaftungskosten zu reduzieren, wurde bewusst auf wartungs- und ressourcenintensive Gebäudetechnik und somit auf einen höheren Energiestandard verzichtet. Vielmehr wird bei der Gebäudehülle auf nachhaltige, regionale und CO²-speichernde Baustoffe gesetzt.
Rein auf die Erstellung eines Gebäudes bezogen kann beim Bauen keine CO²-Neutralität erreicht werden. Daher schaffen wir nach unserer eigenen Philosophie für jedes unseren Bauvorhaben einen aktiven und nachhaltigen CO² Ausgleich:
Für jede erstellte Wohnung pflanzen wir in heimischen Wäldern 100 neue Bäume. Diese Bäume bleiben dann garantiert für die rechnerische Lebensdauer des erstellten Gebäudes (mindestens 60 Jahre) als aktiver CO² Speicher für die kommende Generation erhalten.
Entlang der westlichen und östlichen Planstraße ist eine Zone von Retentionsmulden zur Regenwasserrückhaltung, wie auch als Abstandsfläche zu den Gebäuden vorgesehen.
Stellplatzkonzeption
Für den vorgeschlagenen Geschosswohnungsbau mit dem gewünschten Wohnungsmix und gemeinsamem Hofbereich hoher Aufenthaltsqualität erscheint die Parkierung in einer Tiefgarage als sinnvollste Lösung, auch wenn dies an dieser Stelle von den Vorgaben des Bebauungsplans abweicht.
Entsprechend Vorgabe stehen je 1 Stellplatz pro Wohneinheit in der Tiefgarage zur Verfügung. Ein kleiner Überhang ist im Sinne der flexiblen Konzeption vorgesehen. Die Tiefgarage erhält eine ausreichende Überdeckung für die dargestellte Hofplanung. Ausgesparte Bereiche, sogenannte Erdkerne, ermöglichen es auch im Innenhof besonders tiefwurzelnde Bäume zu pflanzen. Straßenbegleitendes Parken ist nicht vorgesehen, könnte aber an Planstraße West als Längsparker für Gäste ergänzt werden.