Neugestaltung Ortspark, Durbach

Ausgangssituation
Der Wein- und Erholungsort Durbach liegt an der Badischen Weinstraße in der Vorbergzone zwischen Schwarzwald und der Rheinebene. Eingebettet in Orts- und Landschaftsprägende Weinhänge erstreckt sich der Ort entlang des gleichnamigen Bachs. Durch die Verlegung der Sportanlagen in den Teilort Ebersweier werden am westlichen Ortsrand Durbachs großzügige Flächen entlang des Durbachs zur Neuentwicklung frei: ein Ortspark soll entstehen, der durch seine städtebauliche und freiraumplanerische Gestaltung Durbach Entwicklungsmöglichkeiten für die Einwohner und den Tourismus geben soll. Zusätzlich muss den Anforderungen des Hochwasserschutzes Rechnung getragen werden.

Ideenfindung Kuppen und Kanzeln
Geprägt wird der Ort Durbach durch die steil, direkt am Ortsrand unmittelbar hinter dem letzten Haus, aufragenden Weinberge. Die strenge Geometrie der Rebreihen, senkrecht zum Hang, kontrastieren mit den weich geschwungenen, ondulierenden Hügelformen. Von den Kuppen der Weinberge hat man eine herrliche Aussicht über das Durbachtal bis hin in die Rheinebene und nach Frankreich. Die Betriebswege quer zur Richtung der Rebreihen schmiegen sich wie Kanzeln an die Hänge und verweichen die Strenge der Reihenformation. Strenge und liebliche Weichheit werden in den neuen Ortspark und die Durbachaue übertragen, der Kontrast erzeugt Spannung und Ruhe zugleich.

Durbach und Bachaue
Im heutigen Zustand ist der Durbach vom Ortskern kommend bis hin zur Brücke der Almstraße kanalisiert und verbaut und weder für die Menschen noch für Flora und Fauna wirklich er-und belebbar. Der Entwurf sieht vor den Durbach zu renaturieren und ihm ein natürliches, leicht mäandrierendes Bett zu geben, das auch kleine Inselchen und Sandbänke vorsieht. Die Uferböschungen werden abgeflacht, so dass sich das Gelände sanft zum Bach hinneigt. Nördlich des Bachs entsteht eine großzügige, natürlich weich geschwungene Flutmulde die der Retention und dem Hochwasserschutz dient. Querverwaltungen, in Form von Erdmodellierungen, die sich wie Landzungen in die Flutmulde schieben, brechen und leiten die Fließgeschwindigkeit. Auch das südliche Bachufer dient als Retentionsraum und erfährt im Bereich zwischen dem Seniorenheim und der Bestandsbebauung „Schleife 25" eine Umwandlung, wie oben beschrieben. Zwischen Bach und Bestandsbebauung „Schleife 25" kann durch das renaturierte Bachbett ebenfalls ein schmaler Streifen der Flutmulde zugerechnet werden.

Städtebau
Der Entwurf sieht vor den Lebensmittelmarkt östlich der Almstraße zu verorten. Der eingeschossige Markt wird so weit wie möglich nach Norden in den Hang geschoben und schmiegt sich in seiner äußeren Form an die aufsteigende Almstraße. Das Dach wird als begrüntes Retentionsdach ausgebildet, um einerseits den Wasserabfluss zu drosseln und andererseits als Element besser in den Park integriert zu werden. Die Anlieferung befindet sich auf der östlichen Seite des Lebensmittelmarktes, 30 Stellplätze werden südlich unter Schatten spendenden Baumreihen angeordnet. Östlich des ehemaligen Vereinsheims entstehen drei Doppelhaushälften entlang der Straße Grol, von der sie auch erschlossen werden. Der Höhenversprung zwischen Straße und ehemaligem Sportgelände wird geschickt in der Bauweise übernommen, wodurch die Häuser bergseits und talseits jeweils zweigeschossig ausgebildet werden können – die Staffelgeschoß-Bauweise unterstützt dies. Das Baugebiet südlich des Durbachs wird als Reihenhaussiedlung als Antwort auf den Bedarf der Gemeinde nach bezahlbarem Wohnraum und auf die Bauweise des neuen Seniorenheims bebaut. Die Erschließung erfolgt von der Straße Schleife. Auch hier wird die Bauweise mit Staffelgeschossen favorisiert und zusätzlich sollen Gründächer zum Regenwassermanagement beitragen. Das ehemalige Vereinsheim soll auf Wunsch der Bevölkerung im OG die gastronomische Funktion beibehalten, während im zum Park hin gelegenen unteren Geschoß eine Touristeninformation und ein Seniorentreff dazukommen. Der Entwurf sieht einen terrassenähnlichen Vorplatz vor, der zur Begegnung und zum Verweilen für Jung und Alt einlädt.

Festplatz
Der Entwurf sieht vor den Festplatz neu zu ordnen und zu ergänzen, ihn jedoch in seiner Ausdehnung und grundsätzlichen Gestaltung zu belassen. Das starke Element der Ahronallee gliedert die große Fläche in einen offenen Festplatz aus wassergebundener Decke und einen ruhigeren Parkplatzbereich, der ebenfalls unversiegelt bleiben soll. Der Parkplatzbereich wird neu geordnet, indem die Allee als Zufahrtstraße dient, von der man nach Norden in die einzelnen Parkplatzbereiche gelangt. Die Ausfahrt kann über den westlich anschließenden Feldweg erfolgen. Die große, offene Festplatzfläche bleibt frei, um Veranstaltungen und Festen Raum zu geben und Stellplätze für Wohnmobile zur Verfügung zu stellen. Das bestehende Toilettenhäuschen wird um eine Duschmöglichkeit erweitert. Die Fläche nördlich dieses Sanitärgebäudes erfährt durch Baumreihen eine Gliederung, wodurch ein kleiner Platz zum Ankommen und Verweilen im Schatten entsteht. Der vom Ort kommende Fuß- und Radweg tangiert das Sanitätshaus ebenfalls und führt weiter durch die Aue des Durbachs an ihm unter Bäumen entlang. Bevor der Radfahrer das Ortsgebiet verlässt, kommt er an einer Grillhütte mit Feuerstelle und Bänken sowie Spielmöglichkeiten für Kinder vorbei- auch für Gäste, die in ihren Wohnmobilen übernachten, ein schöner Platz für einen lauen Sommerabend bei einem guten Glas Wein.

Art

Städtebaulicher Ideenwettbewerb, 2020

Ort

Durbach, Ortenau

Auslober

Gemeinde Durbach

Bearbeiter

H. Baurmann | T. Quynh | C. Süßmann

Fachberater

Schmid Treiber Partner Landschaftsarchitekten

Visualisierung

Zweiland

Publikationen

competitionline 01.06.2021